„Das Vergessen verhindern!“

Sebastian Wuwer, SPD-Vorsitzender im Stadtbezirk 7

Auf den Tag genau vor 71 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von russischen Truppen befreit. Daher ist dieses Datum Anlass für den jährlich wiederkehrenden Tag des Gedenkens an die insgesamt über sechs Millionen Opfer des Holocaust. Zur Bedeutung des Gedenktages schreibt Ortsvereinsvorsitzender Sebastian Wuwer:

Mehr denn je gilt es zu betonen: Dieser Gedenktag ist kein Ritual und keine Routine. Ganz im Gegenteil! Das Gedenken am 27. Januar war, ist und bleibt eine zeitlos aktuelle Aufforderung an uns alle, die Opfer der NS-Zeit und das ihnen zugefügte Leid nicht zu vergessen. Und damit ist der Gedenktag ebenso eine Mahnung an uns alle, uns dafür einzusetzen, dass sich das Geschehene niemals wiederholt.

Der frühere Bundespräsidentin Roman Herzog, der den 27. Januar vor 20 Jahren zum offiziellen Gedenktag in Deutschland ausrief, hat es damals so formuliert: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Wir müssen uns verdeutlichen: Gerade einmal 71 Jahre – nur sieben Jahrzehnte – liegen das Ende des Zweiten Weltkriegs und das Ende Nazi-Deutschlands zurück. Das ist keine lange Zeit!

Ebenso gilt es, sich immer wieder bewusst zu machen: Die Verbrechen der Nationalsozialisten haben sich auf unseren Straßen, direkt vor unseren Haustüren, in unserer Nachbarschaft ereignet – auch bei uns, im heutigen Stadtbezirk 7. Menschen wie Du und ich wurden damals drangsaliert, verschleppt, gequält und getötet – weil Sie mit Ihrem Glauben, Ihren Meinungen, Ihrer Herkunft, Ihrem Leben und Ihren Lebensweisen nicht in die menschenfeindliche Ideologie der Nazis passten.

Gerade in diesen Wochen und Monaten, in denen rechte Populisten, politische Extremisten und Menschenfänger immer dreister und offensichtlicher versuchen, unser gesellschaftliches Klima durch Angst, Hetze und Hass zu vergiften, sollten wir Bürgerinnen und Bürger, wir Engagierten in den demokratischen Parteien, noch viel stärker deutlich machen:

Wir stehen ein für eine freiheitliche, eine tolerante, eine demokratische Gesellschaft! Wir engagieren uns nach allen Kräften dafür, dass Menschen in Vielfalt und in Frieden und auf der Grundlage unserer gemeinsam geteilten Werte zusammen leben können. Und wir sind verpflichtet, das Vergessen zu verhindern!

Ich finde daher, es ist ein auch ein wichtiges, symbolisches Zeichen, dass sich die Bezirksvertretung 7 gestern dafür entschieden hat, mit einem Straßenbanner in Gerresheim "Humanität – Respekt – Vielfalt" einzufordern (bedauerlicherweise ohne die Stimmen der größten Oppositionsfraktion).

Mehr denn je sind das keine leeren Forderungen. Das sind die Notwendigkeiten, die unser Zusammenleben ausmachen, wie es sich seit 1945 in Düsseldorf, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und Europa entwickeln konnte. Und deshalb ist der Einsatz einer jeden und eines jeden von uns nach eigenen Möglichkeiten gefragt – und zwar beginnend mit dem zivilgesellschaftlichen, ehrenamtlichen und politischen Engagement im alltäglichen Miteinander, in unserer Nachbarschaft.

Sebastian Wuwer
Vorsitzender, SPD im Stadtbezirk 7