„Eine unwürdige Debatte“

Unser Vorsitzender Sebastian Wuwer schreibt im Nachgang der Informationsveranstaltungen der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch zur Debatte um die Flüchtlingsunterkünfte im Stadtbezirk 7.

An zwei Abenden im Stadtbezirk 7 hat die Düsseldorfer Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch über die geplanten Flüchtlingsunterkünfte an der Karlsbader Straße und der Blanckertzstraße informiert. Die Abende hätten unterschiedlicher nicht sein können: Während der Austausch zur Karlsbader Straße geprägt war von Fragen zur aktiven Unterstützung der Flüchtlingshilfe, geriet die Veranstaltung zur Blanckertzstraße zu einem weiteren Versuch einzelner Bürger und CDU-Bezirkspolitiker, Ängste gegenüber Flüchtlingen zu schüren.

Sicher: Wie bei jedem anderen Bauprojekt in der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es berechtigte Fragen von Anwohnerinnen und Anwohnern, so unter anderem zur Gestaltung der Anlage und zur Platzierung der Container auf der Wiese. Diese Fragen jedoch haben Miriam Koch und ihr Team umfassend, verständlich und nachvollziehbar so gut wie es zum jetzigen Zeitpunkt geht beantwortet. Es ist nicht zu vergessen: Die Stadtverwaltung tut unter dem gegebenen zeitlichen Druck ihr Möglichstes, um der hohen Anzahl der Flüchtlinge und Asylsuchenden gerecht zu werden. Denn Fakt ist: Viele weitere Flüchtlinge werden laut Prognose in den nächsten Wochen und Monaten nach Düsseldorf kommen.

Vor diesem Hintergrund ist der Flüchtlingsbeauftragten große Anerkennung für ihr Engagement auszusprechen, unter den gegebenen Rahmenbedingungen nach adäquaten Möglichkeiten der Flüchtlingsunterbringung zu suchen, die Flüchtlingshilfe Schritt für Schritt weiterzuentwickeln und die Düsseldorfer Bürger durch aktive Informationspolitik in die Prozesse einzubeziehen. Diese Leistung ist umso mehr anzuerkennen, wenn man weiß, dass in den zurückliegenden Jahren der CDU-Stadtregierung Anstrengungen zum Beispiel zur Entspannung auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt schlicht verschlafen bzw. unterlassen worden sind. Mit den Folgen, fehlenden alternativen Unterkunftsmöglichkeiten, muss nun auch die Flüchtlingshilfe gezwungenermaßen umgehen.

Sich jetzt sachlichen Argumenten zu versperren und der Stadtverwaltung trotz sichtbarer Bemühungen vorzuwerfen, sie kümmere sich weder um die Notlage der Flüchtlinge noch habe sie das Wohl der Anwohner im Blick, ist perfide und zynisch. Es ist ein leicht zu durchschauender Versuch, Stimmung gegen die geplante Unterkunft an der Blanckertzstraße zu machen. Und es ist bestes Beispiel für eine Mentalität nach dem Motto: „Den Flüchtlingen muss geholfen werden. Aber bitte nicht bei uns!“

Diese Diskussion, wie sie über weite Strecken auf dem Infoabend erneut zu erleben war, ist der Willkommenskultur in einer weltoffenen, toleranten und bunten Landeshauptstadt wie Düsseldorf nicht würdig. Sie ist auch deshalb überflüssig und ärgerlich, weil sich überall in der Stadt und in besonderer Weise auch in unserem Stadtbezirk viele Menschen ehrenamtlich für Flüchtlinge und Bedürftige engagieren.

Mit Herzblut und nach allen Kräften setzen sich Bürger für ein Miteinander der Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und in unterschiedlichen Lebenslagen ein. Sie tragen durch ehrenamtliche Hilfe in entscheidender Weise dazu bei, dass Menschen, die vor Elend, Folter oder Tod fliehen mussten, nach Möglichkeit ein neues Zuhause und eine neue Zukunft bei uns finden. Ich frage mich: Warum nur soll das nicht auch an der Blanckertzstraße möglich sein?

Sebastian Wuwer
Vorsitzender, SPD im Stadtbezirk 7